Gastbloggerin Johanna beim Yoga mit Rheuma

Yoga bei Rheuma – Warum tut mir das so gut?

Johanna, Yoga, Rheuma – die Begriffe gehören für meine Freunde und mich zusammen, wie die Sonne zum Mond. Meine juvenile chronische Oligoarthrithis (vor allem im rechten Kniegelenk) begleitet mich nun seit meinem sechsten Lebensjahr. Yoga ist jetzt seit sieben Jahren ein fester Bestandteil in meinem Leben. Das schöne ist, seitdem ich Yoga regelmäßig und immer intensiver praktiziere, kann ich auf der einen Seite viel besser mit meinem Rheuma leben und auf der anderen Seite habe ich viel weniger Beschwerden! Aber wie kommt das?

 

Mein Weg zum Yoga

Fangen wir ganz vorne an: 2012 wurde während meines Auslandspraktikums (im Rahmen meines dualen Soziale-Arbeit-Studiums) in Tulsa (USA) jede Woche Yoga angeboten. Das kam mir bei der eher ungesunden amerikanischen Lebensweise sehr recht. Schnell merkte ich, wie sich mein ganzer Körper nach dem Yogaunterricht besser, lockerer und beweglicher anfühlte. Zurück in Deutschland war mir klar, dass ich weiter machen will. So habe ich mir während meines Studiums an verschiedenen Orten in Deutschland immer wieder passende Yogastunden gesucht und diese besucht. Vor allem als ich 2015 ins Berufsleben einstieg, merkte ich: Yoga ist nicht nur für meinen Körper ein super Ausgleich. Auch mein Geist und meine Gedanken kommen zur Ruhe.

 

Yogaretreat in Malaga

Vor zwei Jahren wollte ich meine fortgeschrittene Yogapraxis weiter vertiefen. Ich besuchte alleine ein Yogaretreat für Fortgeschrittene: Eine Woche „Erholungsurlaub“ in einer Finca in Malaga (Südspanien) mit zwei Yogaklassen und Meditationen täglich. Dazu  gesundes, pflanzenbasiertes Essen, was ich, nebenbei gesagt, auch für mich entdeckt habe. Außerdem habe ich dort viele junge und nette Leute kennengelernt. Bereits nach einigen Tagen merkte ich: Das viele kraftvolle Bewegen, die Ruhe, das milde Wetter, diese kleine „Yogawelt“ dort, das alles tut mir so gut, dass ich so gut wie keine Schmerzen mehr hatte. Darüber hinaus wurde mein Interesse an den Yogahaltungen, der Yogaphilosophie und der positiven Wirkung auf den Körper immer größer. Ich fragte mich immer mehr: Was ist es? Warum fühle ich mich nach einer Yogastunde so gut?

 

Yogalehrerin trotz Rheuma? Das geht!

Da kam mir natürlich direkt die Idee: Wie wäre es, wenn ich selbst eine Yogalehrer-Ausbildung mache? Gesagt, getan: Nach einiger Recherche, entschloss ich mich in einem Yogastudio eine Ausbildung zur Hatha Vinyasa Yogalehrerin zu beginnen. Das heißt, während eines Jahres an zehn Wochenenden Unterricht plus die regelmäßige Teilnahme an Yogastunden. Ich fragte direkt nach, ob das überhaupt mit Rheuma und den Einschränkungen, die ich immer wieder habe, geht!? Ich bin ja nicht immer super beweglich, kann ich da überhaupt Yogalehrerin sein? Das Schöne war die Antwort darauf: Ja klar geht das! In der Ausbildung muss man nicht herausfordernde Yogastellungen können – jede  nur so  gut, wie man kann. Generell ist Yoga keine Leistungssportart, in der man eine bestimmte Haltung erreichen MUSS, sondern jede/r geht nur so weit, wie es sich für sie/ihn noch gut anfühlt. Selbstverständlich sollte jede sportliche Betätigung vorerst mit dem Rheumatologen abgestimmt werden.

 

So wie das Schicksal es manchmal will, hatte ich tatsächlich während der Ausbildungszeit drei Schübe. Und das, obwohl ich davor etwa fünf Jahre Ruhe hatte. Plötzlich wieder ein richtig dickes, angeschwollenes Knie zu haben konnte ich erstmal nicht glauben. Aber wenn jeder Schritt schmerzt und die Beweglichkeit des Beines so eingeschränkt ist, dass ich noch nicht einmal auf dem Sofa mein Bein durchstrecken kann, dann brauchte ich noch nicht mal an eine Yogahaltung denken. Mein Körper zeigte mir sehr früh, dass etwas nicht stimmt und wo die Grenzen sind! Das fühlte sich für mich doch ein bisschen nach einem Rückschlag an! Zum Glück half mir eine gute Therapie in Kombination mit regelmäßiger Physiotherapie, sodass ich nach wenigen Wochen schon wieder mit leichten Übungen einsteigen konnte. Durch die gute Therapie konnte ich somit die Ausbildung erfolgreich beenden. Auch wenn ich das in so einer aufregenden und intensiven Zeit nur sehr, sehr schwer akzeptieren wollte, gehörte auch das  – wie ich dann gelernt habe – zum Yoga und zu meinem persönlichen Yogaweg.

 

Yoga – mit Körper und Geist zur „Mitte“ finden

Also, was ist es nun, das mich und so viele andere auf dieser Welt, nach einer Yogaklasse so gut fühlen lässt? Auf der körperlichen Ebene ist jede Yogastunde so aufgebaut, dass der ganze Körper gekräftigt und gedehnt wird. Daneben sorgen die Themen, die es in einer Yogastunde geben kann, zusätzlich dafür, dass ich mit Körper und Geist zu meiner „Mitte“ komme. Durch Yoga habe ich gelernt, Rheuma und Kranksein nicht mehr als etwas von außen auf mich einwirkendes zu betrachten, sondern habe realisiert, dass ich „eins mit allem bin, was ist“. Die Yogaphilosophie und besonders das Buch „Bhagavad Gita“ haben mir dabei sehr geholfen. Meine ganz individuelle Rheuma-Erkrankung gehört genauso zu mir, wie meine Leidenschaft zum Yoga oder auch zum Reisen. Ich bin all das! Yoga und meine Yogapraxis lassen mich also vollkommen fühlen und ich habe darüber hinaus einen friedlicheren Umgang mit mir und meinem Körper gefunden.

Gastbloggerin Johanna beim Yoga 2

 

Praktizieren und unterrichten mit großer Leidenschaft

Zunächst hatte ich die Ausbildung begonnen, um mehr über Yoga zu lernen. Währenddessen habe ich gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, diese Leidenschaft zu unterrichten. So unterrichte ich jetzt, neben meinem Vollzeitjob seit April, einmal pro Woche eine Gruppe Studierende fließendes Yoga, also Vinyasa Yoga. Bisher habe ich meine „Einschränkung“ in diesem Kurs noch nicht zum Thema gemacht, da es mir seit einen paar Monaten wieder richtig gut geht. Meine Beschwerden spielen dann auch so gut wie keine Rolle, da ich Woche für Woche meine Unterrichtsstunden so konzipiere, dass ich nur das unterrichte, was ich selbst auch vorzeigen kann. Und was soll ich sagen: Es macht mich noch glücklicher, mein Wissen und die Leidenschaft weiterzugeben!