Rheuma und Schwangerschaft

So ziemlich jede junge Rheumapatientin wird es kennen: Der behandelnde Rheumatologe thematisiert schon früh, dass die Schwangerschaft ein ganz besonderes Ereignis im eigenen Rheumalebenslauf darstellt. Dabei geht es hauptsächlich erstmal um eine geeignete Medikation für die Planung der Schwangerschaft. Gegebenenfalls muss nämlich auf ein anderes Medikament umgestellt werden. Darüber hinaus sollte auch der Gesundheitszustand einigermaßen gut sein, sodass der Körper auch bereit für eine Schwangerschaft ist. Immer auch wird die Warnung ausgesprochen, dass man nicht weiß, wie der weibliche Körper auf die Schwangerschaft reagiert und ob vielleicht schwere Schübe folgen könnten.

So war es eben auch bei mir. Ich habe mir also schon früh Gedanken gemacht, wann und mit welcher Medikation ich schwanger werden will und wann es auch von den äußeren Umständen für mich und uns passt.

Die erste Aufregung – Erstes Trimester

Nach dem positiven Schwangerschaftstest kam erstmal die große Überwältigung und Aufregung mit vielen Gedanken: Wie wird die Schwangerschaft wohl werden? Geht alles gut? Wann muss ich wen darüber informieren? Wann muss mein Rheumatologe Bescheid wissen? Aber nach den ersten Arztbesuchen merkte ich schnell: Nun war ich die Schwangere, nicht mehr die Rheumapatientin – was erstmal ungewohnt war, aber dann doch auch schön. Denn jetzt stand mal etwas Positives im Vordergrund. Zu Beginn habe ich mich erstmal umfassend informiert und nachgelesen: Auf welche Ernährung muss ich achten, brauche ich spezielle Nahrungsergänzungsmittel, welcher Sport ist noch in Ordnung? Das hat auch dabei geholfen, erstmal mit der Umstellung auf eine andere, neue Lebensphase klar zu kommen.

Aber die ersten Schwangerschaftszeichen haben mir deutlich gezeigt, dass mein Alltag erstmal nicht ganz so weitergeht, wie bisher. Ich war so müde, dass ich kaum mehr Kraft hatte für meine regelmäßige, morgendliche Yogapraxis und auch meine Yogastunden konnte ich nur noch mit Mühe unterrichten. Zusätzlich haben wir uns schon zu diesem Zeitpunkt überlegen müssen, wo wir unser Baby zur Welt bringen wollen. Mein Partner und ich sind beide sehr von Arzt- und Krankenhausbesuchen geprägt und sehen die Geburt als etwas ganz Natürliches an. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, uns im Geburtshaus anzumelden und auch die Vorsorgeuntersuchungen neben den regulären Frauenarztterminen bei den erfahrenen Hebammen wahrzunehmen – was sich als ganz richtige Entscheidung erwiesen hat!

Angekommen in der Schwangerschaft – Zweites Trimester

Nachdem wir die tollen Nachrichten um Weihnachten herum an Familie und Freunde verkündet hatten, habe ich so langsam realisiert, was nun vor sich geht. Mir ging es wieder besser und ich konnte die Abstände meiner Medikamenteneinnahme weiter vergrößern und so die Dosis reduzieren. Mir ging es trotzdem sehr gut! Leider folgten darauf persönliche Schicksalsschläge, die man sich in einer Schwangerschaft nicht wünscht. Dazu kam noch eine schwere Bronchitis, wodurch mein Rheuma nun ganz in den Hintergrund rückte. Mein alltägliches Leben war erstmal lahm gelegt.

Als es mir dann wieder etwas besser ging, fand ich erstmal zu meiner Energie zurück, konnte wieder in Yogastunden gehen und habe mit Workouts für Schwangere begonnen. Da ich ja auch sonst von mir und meinem Körper weiß, wie essentiell Bewegung für mich und mein Kniegelenk ist, habe ich auch alles dafür gegeben!

Richtig aufregend war dann der Termin zur Pränataldiagnostik um die 20. Schwangerschaftswoche herum. Diesen haben wir wahrgenommen, um sicher zu gehen, dass die Medikamenteneinnahme und meine rheumatische Erkrankung keinen Einfluss auf die Entwicklung unseres Babys haben. Glücklicherweise war alles gut, sodass wir guten Gewissens keine weiteren speziellen Untersuchungen machen mussten.

Eigentlich hatten wir zum Ende des zweiten Trimesters noch zwei Urlaube geplant, da mein Bauch da noch nicht allzu groß war und wir nochmal zu zweit entspannen wollten. Aber – wie für so viele von uns – wurden diese Pläne durch die Corona-Pandemie durchkreuzt.

Es folgten Zeiten von Quarantäne, Homeoffice, aber auch von Ruhe. Rückblickend war es für mich, meinen Körper und wahrscheinlich auch für mein Baby im Bauch eine sehr erholsame Zeit. Meine Schwangerenyogastunden konnte ich online fortführen, genauso wie das Workout für Schwangere. Meine geplante Schwangerenyogalehrerausbildung konnte ich dann auch noch zu meiner Freude online absolvieren. Nach wie vor habe ich mein E-Bike genutzt, um mich weiter fit zu halten. Durch die viele Bewegung und den Frühling, habe ich ab dem sechsten Monat gar keine Medikamente mehr gebraucht. Auch meine Blutwerte haben dieses Gefühl stets bestätigt. Mein Rheumatologe hat sich einfach mit mir über diese positiven Entwicklungen gefreut.

Die letzten Monate – Drittes Trimester

Langsam wurden auch für mich, trotz vieler Aktivitäten, Bewegungseinschränkungen spürbar. Obwohl ich trotz ordentlicher Gewichtszunahme weiterhin keine Beschwerden hatte, konnte ich so einiges nicht mehr im Alltag umsetzen. Ich war vor allem wesentlich langsamer unterwegs als andere! Trotzdem nutzten wir die Lockerungen nach Corona, um an Pfingsten nochmal für ein verlängertes Wochenende ins Allgäu zu fahren. Hier haben wir tatsächlich nochmal zwei kleine Wanderungen (mit vielen Pausen) gemacht! Sowohl mir als auch meinen Gelenken hat das sogar gut getan.

Die letzten Wochen vor der Geburt waren dann doch ziemlich anstrengend. Da habe ich den Begriff „Bewegungseinschränkung“ nochmal auf einer ganz anderen Ebene kennenlernen dürfen. Der große Bauch war vor allem beim Schlafen ein kleines Hindernis. Aber auch damit konnte ich diese Wochen mit den ersten schönen Sommertagen noch genießen und mich entspannt auf die Geburt vorbereiten.

Weitere rheumatologische Untersuchungen waren zum Glück nicht notwendig. Zusätzlich habe ich die ganze Schwangerschaft über sehr von meiner Physiotherapie profitieren können. Diese war je nach meinen „minimalen“ Beschwerden bedarfsorientiert ausgerichtet. Darüber hinaus haben mich die Vorsorgetermine bei meiner Hebamme, bei der ausführliche Gespräche dazugehören, sehr unterstützt.

Zum Ende der Schwangerschaft kann ich nun sagen: Zunächst war die Befürchtung groß, dass die Schwangerschaft anstrengend und kompliziert werden könnte, weil mich meine verschiedenen Rheumatologen immer wieder vor dieser Zeit „vorgewarnt“ haben. Als es dann nach dem fünften Schwangerschaftsmonat für mich etwas ruhiger wurde und ich für mich passende, gesundheitsfördernde Maßnahmen gefunden hatte, war ich beruhigt. Ich konnte mich die restliche Schwangerschaft einfach darüber freuen, mal keine rheumatischen Beschwerden und Knieschmerzen zu haben und darüber, dass es mir einfach gut geht! Vor allem auch in Anbetracht der Tatsache, dass es so viele Schwangere mit verschiedensten Beschwerden gibt. Deshalb bin ich über meinen positiven Verlauf jetzt noch sehr, sehr dankbar.