Jeder kann ein kleiner Rheumaheld sein

Jeder kann ein kleiner Held sein

Chronische Erkrankungen können ganz schön nervig sein und machen auch dem Seelenleben zu schaffen. Es gibt Tage, da könnte man alles hinwerfen. Es gibt aber auch Tage, da steht man auf und legt los!

Wie meine Helden-Geschichte anfing

Meine rheumatische Erkrankung hat, im Nachhinein gesehen, ihren Startpunkt mit dem 13. Lebensjahr gehabt. Brennende Schmerzen in der Hüfte, ein dickes linkes Knie und eine erhöhte Körpertemperatur. Die Symptome hielten über Wochen hin an und meine schulischen Leistungen litten, weil ich nicht glauben konnte, dass dies Erscheinungen des Wachstums waren. Man ließ sich für den Augenblick damit beruhigen, aber die innere Stimme sagte: „Nein“.

 

Mit 17 Jahren kam dann die nächste Episode. Die zuvor geschilderten Symptome traten wieder über Wochen hin auf. Etwas verstärkter und mit wechselseitigen Schmerzen im Po-Bereich. Wieder wurde Blut entnommen, es wurde geröntgt und ein Internist hinzugezogen. Man kam nicht hinter das Geheimnis. So bekam ich Schmerzmittel verschrieben, die auch die erhöhte Temperatur senken sollten.

 

Immer wieder mal gab es diese kleinen „Störfeuer“, aber mit den Jahren wird man ausgeglichener und ich wusste ja, dass es auch wieder vorbeigehen würde. So fuhr ich mit meiner kleinen Familie in den Urlaub nach Bayern. Da war ich 36 Jahre alt. Erneut stellte sich das ein, was man als Schub bezeichnet. Starke Schmerzen im Lendenwirbelbereich, dickes Knie, wechselseitige Schmerzen im Po-Bereich und eine Morgensteifheit, die ich so nicht kannte. Dennoch versuchte ich, das Beste aus der Situation zu machen und nach gut einem Vierteljahr kehrte wieder Ruhe ein. Und wie wir Menschen nun mal so sind: „Häkchen dran und weiter machen. Funktioniert ja wieder alles“.

Die Diagnose war eine Erleichterung

Mit 52 Jahren erlebte ich dann den bisherigen Höhepunkt. Es gab einen Stau auf der Autobahn. An die kleinen Störfeuer des Körpers hatte ich mich ja derweilen schon gewöhnt, doch nun musste ich an den Pannenstreifen heranfahren, weil ich die Schmerzen durch das sitzen im Auto nicht mehr ertragen konnte.

 

Mit viel Eigeninitiative und mit mehr Unterstützung der Ärzte wurde nun intensiver geforscht, woher diese massiven Störfeuer kamen. Die sehr gute Zusammenarbeit zwischen einem Orthopäden und einem Rheumatologen brachte die Ursache ans Licht – Diagnose: Morbus Bechterew.

 

Ein Stein fiel mir vom Herzen und mit Tränen in den Augen, nahm ich die Diagnose auf. Mein Rheumatologe meinte mich seelisch unterstützen zu müssen. Als ich ihm jedoch erklärte, dass es Tränen der Erleichterung sind, schaute er mich verwundert an und wollte wissen warum. Ich schilderte ihm, dass ich mein Leben lang Ärzte aufgesucht habe, ihnen die Symptome schilderte und zwischendurch auch an mir selbst gezweifelt habe. Es wurden Stimmen laut, dass hier psychologische Probleme der Auslöser sein könnten. Die Nebenerscheinungen von Muskelverspannungen, die ja auch sehr schmerzhaft sein können, schienen dies zu untermauern.

 

Gastblogger Thomas im Umgang mit der Krankheit

Nicht FÜR sondern MIT der Krankheit leben!

Es ist für jeden Arzt schwer, hinter so ein Geheimnis zu kommen. Jeder Körper ist anders, jede Krankheit verhält sich je nach Vorgeschichte und Belastung des Körpers anders. Aber die lange Zeit der Ungewissheit hatte mich an den Rand schwerer Depressionen gebracht.

 

Ich sehe und sah in dieser Diagnose nichts Schreckliches. Es war mein Startzeichen, neben einer ausgezeichneten Betreuung durch meinen Rheumatologen, selbst aktiv an der Behandlung und Therapie mitzuwirken. Nicht nur als ein Dankeschön für die gute Behandlung, sondern auch als aktive Unterstützung für meinen Körper und Geist. Seither treibe ich jeden Morgen Sport (Walking) und am Abend folgen Gymnastikübungen, die der Beweglichkeit von Nacken und Beckenbereich dienen.

 

Ich habe sehr schnell gelernt, mit der Krankheit und nicht für die Krankheit zu leben. Bewegung und eine positive Einstellung zu den Möglichkeiten der Linderung meiner Schmerzen haben mich weit nach vorne gebracht. Mein Standpunkt, sich von der Erkrankung nicht verbiegen zu lassen, gibt mir bis heute die Möglichkeit, weiter im Berufsleben zu stehen. Ich denke, das ist sehr wichtig! Meine Arbeit lenkt mich ab, schenkt mir Selbstvertrauen und den positiven Blick nach vorne. Positiv auch, die Welt dreht sich weiter.

Aktiv an der Therapie beteiligen!

So habe ich wohl das Zipfelchen Glück erwischt, dass man braucht, um auch irgendwie ein kleiner Held zu sein. Wie wir alle, wenn wir dann endlich verstehen, dass Angst und Panik schlechte Wegbegleiter sind. Eine Therapie kann nur dann umfänglich zum Erfolg führen, wenn wir uns aktiv an dieser Therapie beteiligen. Dazu gehören Bewegung, seelisches Gleichgewicht und die Erkenntnis, dass auch der Wille Berge versetzen kann.

 

Natürlich gibt es Tage, da habe ich keinen Bock auf Walking, allein der Ausstieg aus dem Bett ist ja schon Kampf genug. Und auch meine Stimmung ist ja nicht immer in einem „Hoch“. Aber in jedem von uns steckt ein Held, man muss ihn nur wecken.

 

Mit dem Wunsch, dass wir alle ein Zipfelchen Glück haben und in uns täglich den kleinen Helden abrufen können, möchte ich meine positive Erfahrung als Mutmacher an dieser Stelle weitergeben.