Alles irgendwie anders – mein neues Leben mit einer Autoimmunkrankheit

Vor fast auf den Tag genauen 2 Jahren wurde bei mir die Autoimmunkrankheit Rheumatoide Arthritis (RA) festgestellt. Zum Glück hatte ich keine starken Beschwerden und die Diagnose wurde bei mir sehr schnell gestellt und die richtige Therapie initiiert. Ich bin seit sehr langer Zeit beschwerdefrei und muss, außer bei der täglichen Tabletteneinnahme und der 8-wöchentlichen Kontrolluntersuchung meiner Blutwerte, über meine Erkrankung nicht viel nachdenken.

Dennoch hat sich einiges verändert, seit ich die Diagnose erhalten habe. Weil das Thema für mich wichtig war, habe ich mich intensiver damit auseinander gesetzt und erfahren, dass es ein paar Dinge gibt, die ein an einer Autoimmunkrankheit Erkrankter beachten muss. Zum Beispiel, dass der Impfschutz noch bedeutender ist, als bei Gesunden. Denn als Rheumapatient gehört man zu der Gruppe von Immundefizienten und eine Studie besagt, dass RA-Patienten fast doppelt so häufig an einer viralen oder bakteriellen Infektion erkranken wie Personen ohne RA[1].

 

Was heißt das jetzt genau für mich?

Bei meinem letzten Besuch beim Rheumatologen sagte mir dieser, dass von der europäischen Fachgesellschaft EULAR (European League Against Rheumatism) empfohlen wird, sich zum Beispiel jährlich gegen Influenza impfen zu lassen – also die normale Grippeimpfung. Personen mit RA haben u. a. ein erhöhtes Risiko an Influenza zu erkranken [2]. Bisher habe ich mich nie gegen die Grippe impfen lassen, denn ich bin nie krank. Ich kann mich nicht einmal an eine leichte Erkältung in den letzten Jahren erinnern.

 

Impfen oder nicht impfen?

Also fing ich an, darüber nachzudenken, ob ich mich impfen lassen soll – es ist ja immer noch meine eigene Entscheidung. Mir war tatsächlich nicht klar, dass ich aufgrund meiner Erkrankung einem derartig erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt bin. Natürlich wusste ich, dass RA eine Autoimmunkrankheit ist und dass die zur Verfügung stehenden Therapien (Glukokortikoide, Basistherapeutika, Biologika, etc.) das Infektionsrisiko erhöhen. Aber mir war nicht klar, dass die Verläufe von bestimmten Infektionen zum Teil sehr schwer verlaufen können und mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen einhergehen. So entschied ich mich für die Grippeimpfung, ich wollte ja vor allem verhindern, dass eine Infektionskrankheit wiederum einen Schub einer bestehenden Autoimmunerkrankung auslöst, was gegeben sein kann.

 

Was muss beachtet werden?

Aufgrund der erhöhten Anfälligkeit für schwere Infektionskrankheiten würde ich also von einer Impfung profitieren [3]. Nun stand auch noch mein Thailandurlaub an und ich musste mich nun neben der Grippeimpfung auch noch gegen andere Infektionskrankheiten impfen lassen.

Wie sich für mich herausstellte, ist nicht jede Impfung bei einem Patienten wie mir so einfach möglich. Auch dies war für mich neu. Totimpfstoffe stellen in der Regel kein Problem dar. Hingegen kann bei Lebendimpfungen die Gesundheit von Geimpften, deren Immunsystem durch eine Therapie unterdrückt wird, durch den attenuierten – d.h. abgeschwächten – Impferreger gefährdet sein [4-7]. Deshalb ist es sehr wichtig, in enger Abstimmung mit dem behandelnden Arzt zu sein, denn für jeden Patienten muss eine individuelle Lösung gefunden werden.

 

Zum Glück gab es für die Impfungen, die ich für meine Reise benötigte, Totimpfstoffe. Allerdings sind in Zukunft nicht alle Impfungen für mich so einfach zu machen – das bedarf also einer besseren Vorbereitung als beim Impfen bei gesunden Menschen. Ich werde in Zukunft mit meinen Rheumatologen genau besprechen, wann ich mich wogegen impfen lassen muss.

 

 

Quellen

1 Doran MF, Crowson CS, Pond GR, O’Fallon WM, Gabriel SE (2002) Frequency of infection in patients with rheumatoid arthritis compared with controls: a population-based study. Arthritis Rheum 46:2287–2293.

2 van Assen S, Agmon-Levin N, Elkayam O et al (2011) EULAR recommendations for vaccination in adult patients with autoimmune inflammatory rheumatic diseases. Ann Rheum Dis 70:414–422.

3 Wagner N, Assmus F, Arendt G et al (2019) Impfen bei Immundefizienz: Anwendungshinweise zu den von der Ständigen Impfkommission empfohlenen Impfungen. (IV) Impfen bei Autoimmunkrankheiten, bei anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen und unter immunmodulatorischer Therapie. Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 62(4):494-515.

4 Bakare N, Menschik D, Tiernan R, Hua W, Martin D (2010) Severe combined immunodeficiency (SCID) and rotavirus vaccination: reports to the Vaccine Adverse Events Reporting System (VAERS). Vaccine 28:6609–6612.

5 Morillo-Gutierrez B, Worth A, Valappil M, Gaspar HB, Gennery AR (2015) Chronic Infection with Rotavirus Vaccine Strains in UK Children with Severe Combined Immunodeficiency. Pediatr Infect Dis J 34:1040–1041.

6 Neven B, Perot P, Bruneau J et al (2017) Cutaneous and Visceral Chronic Granulomatous Disease Triggered by a Rubella Virus Vaccine Strain in Children With Primary Immunodeficiencies. Clin Infect Dis 64:83–86.

7 Perelygina L, Plotkin S, Russo P et al (2016) Rubella persistence in epidermal keratinocytes and granuloma M2 macrophages in patients with primary immunodeficiencies. J Allergy Clin Immunol 138:1436–1439.