Mama sein mit Rheuma – Die ersten Monate zu dritt

So oft im Leben kommen wir von heute auf Morgen zu neuen Rollen: Patientin, Studentin, Arbeitskollegin, Freundin sein. Alles überrascht einen und man muss sich erstmal drauf einstellen. Genauso ist es auch mit der Mama-Rolle. Natürlich gibt’s da die zehn Monate „Vorbereitungszeit“, aber wenn man dann kurz nach der Geburt auf einmal drinsteckt, muss man sich auch erst daran gewöhnen.

 

Wie waren meine ersten Monate als Mama mit Rheuma?

Gerne nehme ich euch mit in den Juli 2020, in dem ich von heute auf morgen Mama von einer ganz zauberhaften Tochter wurde. Die ersten Wochen waren vor allem eins: ziemlich anstrengend, aber natürlich auch richtig schön. Als Rheuma-Patientin kennt man sich ja nur zu gut mit Schmerzen aus, aber mit den Schmerzen, die das Stillen mit sich brachte, hatte ich nicht gerechnet. Zum Glück hatte ich eine sehr kompetente und einfühlsame Hebamme an meiner Seite, die mich dahingehend super unterstützte. Auch mit der körperlichen Schwäche nach der Geburt hatte ich so nicht gerechnet. Das war auch nochmal ganz anders, als ich das von Rheumaschüben kenne.

Das Interessante an diesen ersten Wochen für mich war, dass ich nun eine andere, aber körperlich ähnlich belastende Situation wie Rheuma in meinem Leben hatte. Mit dem großen Unterschied, dass ich mich dieses Mal – und zum ersten Mal hauptsächlich – um einen anderen Menschen kümmern musste, aber natürlich zum Glück nicht allein.

 

Wie geht es meinen Gelenken nach der Schwangerschaft?

Glücklicherweise ging es mir nach der Geburt in Bezug auf die JIA komplett gut. Das war noch eine „kleine“ Befürchtung, die ich die ganze Zeit hatte (davon habe ich ja bereits im Beitrag „Rheuma und Schwanger“ geschrieben). Ich wusste, dass sich der Hormonhaushalt nochmal ändert und dass bei manchen Patientinnen Schübe kommen. Zum Glück zeigte sich bei mir, dass sich mit Beginn der Stillzeit mein Kniegelenk (was hauptsächlich betroffen ist) richtig gut anfühlte. Und das, obwohl ich meine Tochter ab der vierten Woche täglich für mehrere Stunden mit dem Tragetuch getragen habe.

Ab dieser Zeit wurde ich wieder mobiler und habe mich mit meiner Tochter, so gut es unter den aktuellen Corona-Bestimmungen ging, wieder raus getraut. Ich bin täglich spazieren gegangen und habe mich langsam wieder an meine Yogapraxis getraut. Ich merkte schnell, dass regelmäßige Bewegung nach wie vor essenziell ist. Was nun aber anders war, ist die Tatsache, dass ich nur noch selten dazu gekommen bin bzw. komme. Da muss dann auch mal ein kurzes YouTube-Workout reichen, statt der 75-minütigen Yogastunde. Das habe ich natürlich auch in den Gelenken gemerkt.

Der Besuch bei meinem Rheumatologen nach ungefähr vier Monaten war super. Ich war immer noch beschwerdefrei und musste keine Medikamente nehmen. Da meine Tochter von Anfang an sehr entspannt war, konnte ich auch immer mehr in meiner Mama-Rolle ankommen. Nach einem halben Jahr hatten wir uns zu dritt schon richtig gut eingespielt und uns aneinander gewöhnt. Es hat auf allen Ebenen gepasst!

 

Das Rheuma meldet sich wieder

Mit Einführung der Beikost habe ich bald auch weniger gestillt. Mit der sehr kalten Jahreszeit und vermutlich auch mit der erneuten Umstellung des Hormonhaushaltes kamen leider – genau nach einem Jahr – die Knieschmerzen wieder zurück. Als langjährige „Rheumaheldin“ hat man natürlich seine Strategien, erst einmal damit umzugehen. Nach immer mal weniger und wieder stärker werdenden Schmerzen war ich mir relativ sicher, dass der nächste Schub ansteht. Nun, was einnehmen, wenn ich stille? Zum Glück ist mein Rheumatologe schnell zu sprechen. Was wichtig zu wissen ist für alle stillenden Mamas: Biologika können Auswirkungen auf die Impfungen des Babys haben.

Nach fast zehn Monaten Mama sein mit Rheuma kann ich sagen: Die Prioritäten verschieben sich. Das bisschen Rheuma fühlt sich mit Baby nicht mehr so wichtig und nicht mehr so schlimm an. Es fühlt sich gerade tatsächlich leichter an!

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