Darmgesundheit bei Rheuma - Zeichnung Magen und Darm - Rheumahelden

Darmgesundheit bei Rheuma

In den letzten Jahren ist die Darmgesundheit zu einem wichtigen Thema geworden. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, welche unentbehrlichen Funktionen der Darm erfüllt. Einerseits übernimmt er grundlegende Aufgaben des Verdauungsprozesses: Er scheidet aus, was nicht gebraucht wird und zieht lebenswichtige Nährstoffe aus unserer Nahrung. Andererseits ist er ein bedeutender Teil unseres Immunsystems. Dabei hilft ihm die sogenannte Darmflora, das sind Millionen verschiedener Bakterien, die den Darm besiedeln. Nur wenn ihr Zusammenspiel in unserem Darm reibungslos abläuft, funktioniert auch unser Immunsystem. Deshalb spielt Darmgesundheit bei Rheuma sowie bei Autoimmunerkrankungen generell eine wichtige Rolle.

Der Darm und seine Rolle im Immunsystem

Über den menschlichen Darm – genauer über die Schleimhaut des Dünndarms – werden die einzelnen Bestandteile unseres Essens  aufgenommen. Er scheidet Bestandteile, die unser Körper nicht weiterverwenden kann, aus. Auch Flüssigkeiten aus der Nahrung werden vom Darm aufgenommen. Diese Aufgaben übernimmt der Darm nicht allein: Die Darmflora ist mit rund 1.000 verschieden Bakterienarten besiedelt. Diese helfen unserem Körper bei der Verdauung, indem sie wichtige Nährstoffe verwerten. Außerdem nehmen sie eine schützende Funktion bei unserer Immunabwehr ein. Dabei ist es wichtig, welche Bakterien unseren Darm besiedeln. Entscheidend für die Schutzfunktion ist auch die Zusammensetzung der unterschiedlichen Bakterienarten: Sie muss im Gleichgewicht sein, damit Verdauung und Immunabwehr funktionieren. Zusätzlich bildet der Darm eine Barriere, die dafür sorgt, dass Viren und Bakterien ihn nicht verlassen können.

Ungleichgewicht schwächt das Immunsystem

Gibt es im Darm zu viele Bakterien einer Sorte, kann dieses Ungleichgewicht Krankheiten begünstigen. Dieser Zusammenhang wurde auch bei Rheumapatienten überprüft. Forscher haben entdeckt, dass bei Menschen mit Rheuma ein bestimmtes Bakterium deutlich häufiger im Darm vorkommt als bei Gesunden. Sie konnten nachweisen, dass ein Zusammenhang zwischen der Ausbreitung dieses Bakterienstamms und Rheuma besteht1. Sowohl die Entstehung, als auch der Verlauf der Erkrankung hängen mit der Besiedlung des Darms zusammen. Die genauen Vorgänge und Mechanismen, die dahinter stecken, sind noch nicht bekannt. Jedoch sind viele Wissenschaftler überzeugt, dass sie durch weitere Forschung mögliche Ansatzpunkte für neue Therapieoptionen entdecken können2, 3.

Gefahren für die Darmgesundheit bei Rheuma

Ein Ungleichgewicht der Darmflora kann durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden, wie Rauchen, Antibiotikatherapien oder eine ungesunde Ernährungsweise. Unter falscher Ernährung verstehen die Wissenschaftler den Verzehr von zu vielen tierischen Produkten, einfachen Kohlenhydraten wie Zucker und gesättigten Fettsäuren. Dieser führt dazu, dass manche wichtige Bakterienarten verschwinden, weil sie nicht mehr passend „gefüttert“ oder von anderen verdrängt werden. Dadurch reduziert sich die Bakterienvielfalt der Darmflora. Dieser Effekt entsteht auch durch den Einsatz von Antibiotika. Deren Wirkung beruht darauf, nicht gegen einzelne Bakterien, sondern gegen ganze Bakterienfamilien vorzugehen. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht, das Verdauung und Immunsystem schwächt. Allerdings lässt sich dieses Ungleichgewicht in beiden Fällen wieder ausgleichen. Auch Rauchen verändert die Zusammensetzung der Darmflora und sorgt für eine ungleiche Verteilung der Bakterienarten. Der negative Einfluss des Rauchens auf die Darmgesundheit ist nur teilweise oder nur sehr langsam umkehrbar. Die Zusammensetzung der Darmflora bleibt langfristig „ungesünder“ als die von Nichtrauchern.

Wie lässt sich die Darmgesundheit bei Rheuma beeinflussen?

Vor allem für Menschen mit Rheuma gibt es Tipps, wie Darmgesundheit und Immunsystem gestärkt werden könnten. Sie sollten unbedingt auf Rauchen verzichten. Außerdem sollten Antibiotika möglichst nur bei dringendem Bedarf angewandt werden. Zusätzlich kann der Verzehr von Lebensmitteln wie Chicorée, Zwiebeln, Artischocken, Pastinaken Topinambur oder Bananen empfehlenswert sein. Bestimmte Stoffe darin sind die Nahrungsgrundlage nützlicher Bakterien und könnten dadurch ihre Verbreitung fördern.

Auch sogenannte Probiotika können unter Umständen positiv auf das Gleichgewicht der Darmflora einwirken. Probiotika sind Lebensmittel, in denen Bakterien oder Hefepilze vorkommen. Diese können dazu beitragen, die Barrierefunktion des Darms zu stärken und Krankheitserreger in Schach zu halten. Geeignete Lebensmittel wären beispielsweise Joghurt, Kefir, Buttermilch oder Sauerkraut.

 

Quellen:
1. An expansion of rare lineage intestinal microbes characterizes rheumatoid arthritis; Chen et al. 2016,Genome Medicine; DOI 10.1186/s13073-016-0299-7

2. Microbiota and chronic inflammatory arthritis: an interwoven link, Diamanti et al. 2016 Journal of Translational Medicine 14; pp.233-247; DOI 10.1186/s12967-016-0989-3′

3. The Role of the Microbiome in Rheumatic Diseases, N.Yeoh et al. et al., 2013, Rheumatology Reports; DOI: 10.1007/s11926-012-0314-y