Arbeitssuche mit Rheuma und Vorstellungsgespräch

Arbeitssuche mit Rheuma

Im Juni 2016 habe ich meine Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel abgeschlossen. Leider wurde ich danach nicht übernommen, also fing die Suche nach einer neuen Arbeitsstelle an. Erst einmal musste ich mir überlegen: Was möchte ich machen? Mir war sofort klar, im Einzelhandel will und kann ich nicht bleiben. Aber Arbeitssuche mit Rheuma ist nicht einfach – langes Stehen, schweres Heben und in gebückter Haltung arbeiten war für mich als Rheumapatient einfach unmöglich. Ich wollte ins Büro! Leichter gesagt als getan, trotz meines sehr guten Arbeitszeugnisses wollte mich einfach keiner nehmen. Ich wurde zwar regelmäßig zu Bewerbungsgesprächen eingeladen, aber sobald ich sagte, dass ich einen Behindertenausweis mit 80 Prozent habe, merkte ich wie das Gespräch auf direktem Wege zum Ende geleitet wurde. Für mich kam es aber nicht infrage, meine Erkrankung zu verheimlichen – entweder man nimmt mich so wie ich bin oder man hat Pech gehabt und verpasst so eine Top-Mitarbeiterin. Kurz vor meiner Abschlussprüfung habe ich dann einen Job bei einem Mobilfunkanbieter in der Servicehotline bekommen.

Ein Ausweg in Sicht – oder doch nicht?

Der Job war eigentlich nicht das, was ich wollte, aber es war besser, als nichts tun. Ich bewarb mich weiter, aber leider ohne Erfolg. Nach einem Monat rief mich mein alter Arbeitgeber an, bei dem ich meine Ausbildung gemacht hatte. Es würde eine neue Filiale eröffnet werden und er hätte mich gerne als Filialleitung dort. Endlich ein Ausweg aus dem Job, der mich nicht glücklich machte. Der einzige Haken an der Sache: Mein Arbeitsweg betrug nun 100 Kilometer täglich. Dadurch musste ich jeden Morgen sehr früh los. Das war nicht immer so einfach, da ich morgens immer mindestens 45 Minuten zum Fertigmachen brauche wegen meiner Morgensteifigkeit. Nach vier Monaten war ich dann so kaputt, dass ich wusste: Das schaffe ich nicht mehr lange, das tut mir und meiner Krankheit nicht gut. Also kündigte ich und die Suche fing von vorne an. Zahlreiche Bewerbungsgespräche, wie früher, und einfach kein Job in Sicht.

Endlich angekommen!

Nach vier Monaten der Arbeitslosigkeit saß ich, wie alle drei Monate, wieder bei meinem Rheumatologen. Wir sprachen auch diesmal wieder über das Thema Arbeitssuche und da sagte er mir, dass er gerade Verstärkung für den Anmeldebereich sucht und fragte, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich dachte: Klar kann ich mir das vorstellen, das wäre einfach perfekt. Eine Woche später habe ich drei Tage probegearbeitet und zwei Wochen darauf war ich eingestellt. Seitdem arbeite ich in einer rheumatologischen Praxis in Neuss und bin endlich in meinem Traumberuf angekommen – zwar über Umwege, aber egal. Hauptsache ist, jetzt kann ich das machen, was mir Spaß macht. Ich habe aus der Zeit sehr viel gelernt, man sollte einfach nicht aufgeben. Viele haben mir immer gesagt: Schließt sich die eine Türe, dann geht eine neue auf – und ja, das ist auch so. Auch wenn man die neugeöffnete Türe nicht immer direkt sieht, aber sie ist da.