Erfolgreiche Familienplanung trotz Rheuma

Während Rheumapatientinnen früher häufig von ihrem Kinderwunsch abgeraten wurde, sind sich Medizin und Forschung heute einig: Auch mit einer rheumatischen Erkrankung ist eine Schwangerschaft in der Regel möglich. Um die Gesundheit von Mutter und Kind sicherzustellen, gilt es einige Dinge besonders zu beachten: vom Zeitpunkt des Kinderwunsches bis hin zur Stillzeit.

 

Schwangerschaftspläne und Rheumamedikamente

Wenn Sie Ihren Kinderwunsch verwirklichen möchten, sollten Sie darüber möglichst früh mit Ihrem behandelnden Rheumatologen sprechen. So kann er die Medikation, vor allem die Therapie mit sogenannten Basismedikamenten und Biologika, entsprechend auswählen oder anpassen. Einige Medikamente sollten Sie bereits eine geraume Zeit vor der Schwangerschaft zwingend absetzen oder umstellen. Sie erhöhen das Risiko von Missbildungen oder Fehlgeburten. Eine eventuelle Umstellung auf ein anderes Medikament muss jedoch rechtzeitig erfolgen. Je nach Präparat kann es eine Weile dauern, bis die Wirkung eintritt. Andere Präparate hingegen können auch noch während der Schwangerschaft eingenommen werden – zumindest bis zu einer bestimmten Schwangerschaftswoche oder zur gezielten Behandlung eines Rheumaschubs.

Zusätzlich können Sie Folsäure einnehmen: schon bei Kinderwunsch, während der Schwangerschaft und auch in der Stillzeit. Sie senkt das Risiko für bestimmte kindliche Fehlbildungen.

 

Bei Kinderwunsch die Rheumamedikamente nicht eigenmächtig absetzen

Bei einem aufkommenden Kinderwunsch sollten Sie Ihre Medikation unter keinen Umständen eigenmächtig verändern! Das Absetzen, Umstellen oder Fortführen der Therapie bedarf bei jeder Rheumapatientin einer individuellen Beratung durch Fachärzte. Nur so können Sie sicherstellen, dass Sie und Ihr Kind während der Schwangerschaft und auch danach bestmöglich versorgt und keinen unnötigen Gefahren ausgesetzt sind. So riskieren Sie eine plötzliche Verschlechterung verbunden mit einer höheren Dosierung während der Schwangerschaft. Das könnte Folgen für die gesunde Entwicklung des Kindes haben.

Übrigens: Auch männliche Rheumapatienten, die eine Familie gründen möchten, sollten sich mit diesem Thema beschäftigen. Zwar zeigen mehrere Studien, dass eine Rheumatherapie des Vaters keine Auswirkungen auf eventuelle Fehlbildungen, Früh- oder Totgeburten hat. Jedoch können manche Medikamente die Bildung der Spermien (Spermatogenese) beeinträchtigen und somit die Zeugungsfähigkeit negativ beeinflussen. Dazu gehören bestimmte DMARDs (disease modifying anti-rheumatic drugs) oder gewisse Zytostatika, die das Zellwachstum bei besonders schwerem Verlauf hemmen.

 

Schwanger werden mit Rheuma: der richtige Zeitpunkt

Zur guten Planung gehört auch der richtige Zeitpunkt: Die Erkrankung sollte möglichst stabil, die Krankheitsaktivität möglichst niedrig sein und Sie so wenig Beschwerden wie möglich haben. Dann besteht sogar die Möglichkeit, die Medikamente im Verlauf der Schwangerschaft nach und nach niedriger zu dosieren.

Außerdem müssen Sie in der Regel keine negativen Folgen für Ihr Baby befürchten. So kann zwar das Geburtsgewicht des Babys ein wenig niedriger als bei gesunden Frauen sein, Frühgeburten treten bei Müttern mit inaktivem Rheuma jedoch nicht häufiger auf als bei anderen Frauen. Um mögliche Komplikationen rechtzeitig festzustellen, sollten Sie engmaschige Kontrolltermine bei Ihrem Gynäkologen und Rheumatologen wahrnehmen.

 

Wenige rheumatische Beschwerden während der Schwangerschaft

Bei etwa zwei von drei Patientinnen bessern sich die rheumatischen Beschwerden im Laufe der Schwangerschaft, meist nach den ersten drei Monaten. Ursache dafür scheinen hormonelle Veränderungen zu sein. Diese sorgen unter anderem dafür, dass der Körper weniger entzündungsfördernde Botenstoffe bildet.

Sollte Sie doch während der Schwangerschaft Medikamente einnehmen, die das Immunsystem unterdrücken (Immunsuppressiva), darf Ihr Kind die ersten fünf bis sechs Monate nach der Geburt nicht mit Lebendimpfstoffen geimpft werden. Durch die Medikamente ist auch das Immunsystem des Neugeborenen geschwächt. Eine Lebendimpfung kann die entsprechende Krankheit auslösen und im schlimmsten Fall zum Tode führen.

 

Geburt mit Rheuma

In der Regel stellt Rheuma keinen Hinderungsgrund für eine natürliche Geburt dar. Frauen mit Rheuma bringen ihre Kinder jedoch deutlich häufiger per Kaiserschnitt auf die Welt als gesunde Frauen. Dies ist jedoch meist nicht auf das Rheuma selbst zurückzuführen, sondern wurde von der Schwangeren gewünscht oder von den Geburtshelfern empfohlen.

Sprechen Sie vorher mit Ihrer Hebamme oder Ihrem Arzt und lassen Sie sich bezüglich der verschiedenen Geburtspositionen beraten: Welche sind besonders entlastend für bestimmte Gelenke? Welche Gelenke sollen krankheitsbedingt möglichst wenig belastet werden? Ist die Muskulatur stark genug? Mit welchen Mitteln können Schmerzen bei der Geburt gelindert werden?

 

Höhere Krankheitsaktivität in der Stillzeit

Auch wenn die rheumatischen Beschwerden in der Schwangerschaft meist gering sind, so ist nach der Geburt oft mit einem Anstieg der Krankheitsaktivität zu rechnen. Dieser Schub tritt in der Regel sechs bis zwölf Wochen nach der Entbindung auf. Neun von zehn Frauen sind innerhalb des ersten Jahres nach der Geburt von einem Rheumaschub betroffen. Je inaktiver die Erkrankung während der Schwangerschaft war, desto schwächer fallen diese Schübe aus.

In der Stillzeit sind dann also unter Umständen wieder mehr Medikamente nötig, um die Beschwerden zu lindern und die Erkrankung zu kontrollieren. Wenn Sie stillen möchten, sollten Sie auch darüber bereits frühzeitig mit Ihrem Rheumatologen und Gynäkologen sprechen. Generell gilt: Medikamente, die während der Schwangerschaft zum Einsatz kommen, können auch während der Stillzeit eingenommen werden. Zusätzlich können Sie wieder Immunsuppressiva verwenden. Manche der Medikamente gehen zwar in die Muttermilch über, werden aber im Verdauungstrakt des Kindes abgebaut und haben somit keine Wirkung auf das Neugeborene.

 

Quellen:

https://www.rheuma-liga.de/rheuma/alltag-mit-rheuma/schwangerschaft

https://www.aerzteblatt.de/archiv/209682/Rheuma-und-Schwangerschaft-Ein-gesundes-Kind-trotz-Therapie

https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/beschwerden-und-krankheiten/schwanger-mit-einer-chronischen-erkrankung/rheumatische-erkrankungen/

https://www.welt.de/gesundheit/article130227569/Wenn-Frauen-trotz-Rheuma-schwanger-werden.html

https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-432013/kein-problem-bei-guter-planung/